Seit über 50 Jahren ist Walter Schmidt mit seiner Barbara verheiratet. Walter ist das, was man sich scherzhaft unter einem typischen deutschen Rentner vorstellt, ohne zu glauben, daß es diesen Typ Mann tatsächlich geben kann. Er weiss nicht, wie man eine Kaffeemaschine bedient, was der Hund frisst, was seine Frau tagsüber macht, welche Freunde sie hat. Er sperrt sich gegen alles Neue und vermeintlich Fremde, ist ein verkappter Rassist und Chauvinist.
Nun wird Barbara krank, ist teilweise bettlägerig, und Walter muss sich an die neue Realität gewöhnen in der er nicht nur mal im Haushalt helfen muss, sondern sich plötzlich um alles kümmern soll.
Er stellt sich der Aufgabe mit Bravour und entdeckt neue Seiten am Leben und auch an sich selbst.
Der Roman von Alina Bronsky hat mir gut gefallen, auch wenn ich mir unter einem „urkomischen Porträt einer Ehe“, welches das Buch laut Klappentext sein soll, eine völlig andere Geschichte vorgestellt hätte. Diese Ehe war eine Tragödie, in der die Protagonisten stumpfsinnig ihre Rollen gespielt haben, weil sie keine Chance sahen, daraus rauszukommen.
Wenn es sein muss, kann sich aber jeder ändern, und diese Änderung und Einsicht wird hier amüsant, warmherzig nüchtern erzählt.
Solche Ehen, solche Beziehungen kennt man oft aus dem eigenen Umfeld, sei es aus der Familie oder Nachbarschaft, und dieser Bezug zur Realität macht diese Geschichte für mich so tragisch. Es ist das wirkliche Leben, dem die Autorin einen Spiegel vorhält.
„Barbara stirbt nicht“ ist eine Geschichte mit bitterem Nachgeschmack, da sie in ihrer Absurdität das wirkliche Leben beschreibt.
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Autorin: Alina Bronsky
Erscheinungsdatum: 09.09.2021
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
ISBN: 978-3-462-00072-6