Wenn ein Weltbekannter Musiker stirbt, folgt darauf meist eine Flut an Biografien in Print und Film, Best of Alben, Fotostrecken, nie veröffentlichten Live-Aufnahmen.
Als ich gehört habe, es gäbe eine Prince Biografie habe ich ein Buch nach dem üblichen Schema erwartet: Kindheitserinnerungen, der Weg zur Musik, Durchbruch, Ruhm und Geld, das Ganze gekrönt von ein paar Fotos.
Zum Glück ist die Prince Biografie „The Beautiful Ones“, die im Wahrheit eine Art unvollendete Autobiografie ist, ein Buch der anderen Art geworden.
Prince Rogers Nelson.
Allen die sich in der westlichen Welt für Musik interessieren und nicht gerade die letzten 30 Jahre unter einem Stein gelebt haben, ist er bekannt als – ganz bescheiden – einfach nur Prince.
Obwohl er ein paar Jahre lang während seiner Karriere unter anderen Namen auftrat, zahlreiche Hits unter verrückten Pseudonymen geschrieben hat, ist Prince mit seinem Geburtsnamen schon vor dem Tod zu einer Musik Ikone geworden.
Musikalisch konnte ich mich nie wirklich für seinen Stil begeistern, trotzdem hat mich meist alles wofür der Name Prince stand interessiert, da er einer der Größen war, die steten Einfluss auf meine Wahrnehmung von Musik nahmen.
Es ist bekannt, daß Prince eine Autobiografie schreiben wollte. Drei Monate vor seinem Tod traf er sich mit dem Journalisten Dan Piepenbring, um dieses Projekt vorzubereiten.
Es sollte ein großes Buch werden, dessen genaue Form und Umfang war beiden noch nicht klar, trotzdem sprühte Prince vor vielen kreativen Idee und Plänen.
Als Prince am 21. April 2016 verstarb, hinterließ er Dan Piepenbring ca. 30 handgeschriebene Seiten, welche ein Auftakt zu der Autobiografie schlechthin hätten sein können.
Piepenbring war klar daß, obwohl das Projekt nun nie zustande kommen würde, er doch eine Biografie im Sinne des Künstlers herausgeben müsse. Ein großes Glück für alle Fans, aber nicht nur.
„The Beautiful Ones“ erschien Ende 2019 und besteht im Wesentlichen aus vier Teilen.
Im ersten Teil erzählt Piepenbring wie das Buchprojekt entstanden ist. Schon dieser Abschnitt allein ist interessant, da der Journalist von persönlichen Gesprächen und Treffen mit Prince berichtet.
Im zweiten Teil gibt es Faksimiles von Seiten, die Prince dem Journalisten übergeben hat. Ergänzt werden diese Zeilen von Piepenbrings Kommentaren und Details, die er mit Prince selbst besprochen hat, aber auch persönlichen Fotos der Familie.
Im dritten Teil bekommt der Leser Einblick in ein Fotoalbum, welches Prince schon mit 19 Jahren angelegt hat. Alte Aufnahmen der Familie, seiner Freunde, versehen mit handgeschriebenen Notizen, Zeichnungen und Tracklisten aus dem Aufnahmestudio.
Im vierten Teil findet sich ein Entwurf für einen Film, aus dem später „Purple Rain“ wurde. Auch hier finden sich handgeschriebene Liedtexte, Zeichnungen und Notizen.
Einen wichtigen und für den Leser hilfreichen Abschnitt des Buches macht der Anhang aus. Hier gibt es Anmerkungen und Erklärungen zu den Fotos, sowie Transkriptionen der handgeschriebenen Seiten.
Somit wird das Buch fast zu einem Arbeitsbuch, da man oft dabei ist umzublättern um Details nachzuschlagen. Man kann aber auch die Fotos und die Handschrift auf sich wirken lassen, in der Vergangenheit eines großen Talentes stöbern.
Die Übertragung ins Deutsche fand ich sehr gelungen, die Texte wurden zum Glück, vor allem aus rechtlichen Gründen, im Original belassen.
Gekrönt wird das Werk vom lilafarbenen Bucheinband, auf dem in goldener Handschrift lediglich der Titel steht.
„Prince: The Beautiful Ones“ ist eine unvollendete Autobiografie, aber auch ein wehmütiger Ausblick auf Etwas, das noch hätte sein können, wenn Prince nicht mit nur 57 Jahren verstorben wäre.
HIER geht es zur Seite des Verlages, sowie zu weiteren Infos.
Autoren: Prince, Dan Piepenbring
Erschienen: 29. Oktober 2019
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-20488-1